Nebst meinen aktuellen Hobbys hatte ich früher noch einige andere Hobbys. Eines davon war Disco Anlagen bauen und Discoveranstaltungen durchzuführen.
Als ich etwa 15 Jahre jung war starteten wir zu Dritt mit dem Bau von Licht- und Soundanlagen. Schon damals interessierte ich mich intensiv für elektronische Geräte. 🙂
Leider habe ich nur noch wenige eingescannte Bilder aus dieser Zeit.
Es war eine mega coole Zeit. Nach 2 Jahren intensiver Zeit am Computer (Commodore VC20 und Commodore 64) verliess ich endlich mal wieder mein Kinderzimmer und beschäftigte mich mit dem Thema Disco.
Erste Versuche starteten wir in einem gemieteten Keller. Die Lautsprecher waren gegenüber der Lichtanlage ziemlich überlegen.
Die Geräte waren zum Teil gemietet, vieles war aber selbst gebaut. So auch der Verstärker links neben dem Peavey Amplifier. Da unser Verstärker etwas warm wurde, mussten ein paar 12cm Lüfter ein bisschen nachhelfen. Trotz der bescheidenen Anlage verlegten wir unzählige Meter an Kabeln.
Nebst der Lichtanlage wuchs auch unser Disco-Team mit der Zeit auf 8 Personen an. Einer steht hier hinter der Kamera. Das war dann wohl ich 🙂
Die ersten Veranstaltungen fanden in kleinerem Rahmen statt. Wir zählten, soviel ich mich noch erinnere, trotzdem bald über 100 Eintritte.
Die Lichtanlage bauten wir in vielen Freizeit Stunden selber zusammen. Ganz speziell war die Neonröhren Wand. Mit elektronischen Schnellstartern schafften wir es, dass die FL-Lampen im Takt der Musik blinkten.
Jeder Lichteffekt war eine autarke Lösung und hatte sein eigenes Steuergerät. Serielle Ansteuerung oder gar digitale Adressierung war damals noch ein Fremdwort.
Reto und Christian lernten FEAM (Fernmelde- und Elektronik Apparatemonteur) und ich verdiente meine Sporen als Fernseh- und Radioelektroniker ab. Unser Elektro- und Elektronikwissen half uns natürlich bei der Entwicklung unserer Licht- und Soundanlage.
Immer mehr und immer grösser war schon damals die Devise. Mehr Glühbirnen und mehr Power.
Hier stehe ich, mit Dauerwelle, stolz vor ‘meiner’ über 3 Meter hohen und breiten Lichtwand.
Wir investierten jeden Franken von unseren Lehrlingslöhnen in die Anlage. Ich verdiente ja immerhin 200 CHF pro Monat im ersten Lehrjahr. Im vierten Lehrjahr waren es dann schon 450 Franken.
Unsere Lichtsteuerung erhielt ein grosses 19″ Rack. Verschiedene Steuergeräte reihten sich in einzelnen 19″ Einschüben übereinander.
Zuoberst gibt es 4 Triac Leistungsmudule a 8 Kanäle für die Lampen. Im Störungsfall konnte man ein Modul herausziehen und einzeln reparieren. Die restlichen Kanäle liefen während dieser Zeit weiter. Darunter folgt das E-EPROM programmierbare Steuergerät.
In der Mitte ein 25 Kanal Matrix Steuergerät. Jeder Kanal erhielt nebst einer LED auch eine separate Sicherung.
Darunter ein Panel mit Schaltern welche 24 Relais auslösten. Damit steuerten wir verschiedenste Geräte wie Spiegelkugel, Nebelmaschine, PAR 36 Spots und vieles mehr.
Zuunterst dann noch das Kraftwerk. LED Leuchtmittel kannte man damals noch nicht. So kamen vor allem Glühbirnen mit 60 Watt zum Einsatz. Also benötigten wir eine Stromzufuhr von 3 * 40 Ampere. 🙂
So wuchsen unsere Veranstaltungen von Jahr zu Jahr. Während unseren besten Jahren zählten wir über 1’000 Besucher pro Anlass.
Hier ein paar Plakate aus dieser Zeit. Bei den Grossveranstaltungen taten sich mehrere Wanderdiscos zusammen. Hier z.B. in der Stadthalle Bülach zusammen mit der Disco Skylab.
Mariano war unser Grafiker. Er gestaltete mehrheitlich unsere Plakate. Auch erfand und zeichnete er unseren Mr. Limelite.
Wir hatten auch Sponsoren die einen Teil der z.T. hohen Kosten deckten.
Eines der grossen Highligts war 1987. Disco Pentagon, Disco Limelite und Midnight präsentierten den massenhypnotiseur Hardy Sherman und die Sänger Humphrey Roberts und Steve Thomson.
Ein klassisches Disco Limelite Plakat…
welches man des Öftern im Zürcher Unterland antreffen konnte.
Und das war vermutlich das zweitletzte Plakat unserer Disco Ära.
Hier eines der wenigen Bilder die ich von der Stadthalle Bülach gefunden habe.
Natürlich waren wir unheimlich stolz, dass die Regionalzeitungen Bülacher Unterländer und Bülacher Tagblatt über unsere Veranstaltungen berichteten.
Dieser Bericht wurde nach dem ersten grossen Anlass geschrieben. Man beachte die Einleitung “Disco ist doch nicht tot.”
Weitere Berichte folgten.
Cool, ein Foto von mir in der Lokalpresse. 🙂
Sieben Jahre nach der Schlagzeile “Disco ist doch nicht tot” holte uns diese Schlagzeile wieder ein. Disco Limelite ging 1990 in Rente.
Resümee
Es war eine coole und lehrreiche Zeit. Wir lernten nicht nur wie man Verstärker und Lichtshows baut. Wir erteilten Aufträge an Druckereien und hängten über 400 Plakate grossräumig auf. Zudem verteilten wir hunderte von Handzetteln. Es gab auch Anzeigen und wir mussten bei der Polizei antraben wegen unerlaubtem Plakataufhängen oder wegen Lärmbeschwerden. Wir schlossen Mietverträge ab, druckten Visitenkarten, organisierten Helfer und lernten LKW fahren.
Am Tag der Disco holten wir morgens um 8 Uhr den Miet LKW ab. Die ersten Jahre fuhr immer mein grosser Bruder weil wir noch gar nicht fahren durften. Die Anlage war bei Reto, Christian und mir verteilt. Das einsammeln dauerte fast 2 Stunden. Bis um 20 Uhr richteten wir dann die Anlage ein und dekorierten die Stadthalle. Die Disco dauerte in der Regel bis 24 Uhr. Spätestens um 1 Uhr war aber endgültig Schluss. Dann starteten die Aufräumarbeiten. Diese dauerten zum Teil bis am Sonntag frühmorgens um 8 Uhr.
Zudem mussten wir lernen mit Geld umzugehen. Schon damals bezahlten wir 2000 CHF für die Miete der Stadthalle, mussten Billettsteuer, die Plakate, Anlagen- und Lastwagenmiete bezahlen.
Wir lernten auch mit Druck umzugehen. Wenn die Türen um 20 Uhr öffneten (ja, früher ging man noch um 20 Uhr in die Disco) und eine Stunde vor Start lief die Soundanlage nicht ging der Puls schon etwas höher. Bei der Lichtanlage brannten 15 Minuten vor Türöffnung ein paar Sicherungen durch usw. oder wir löteten die letzten Kabel bei Türöffnung zusammen.
Unglaublich, das war vor über 23 Jahren…