Auf Grund der aktuellen Berichte bei 20 Minuten “Tausende Privat-Drohnen am Schweizer Himmel” und “Nachbarn werden mit Drohnen ausspioniert” und beim PCTipp “Drohnen-Boom gefährdet Datenschutz und Flugsicherheit” möchte ich hier meine persönliche Meinung zum Thema äussern.
Mehrmals hörte und las ich die Aussage “wenn ich eine Drohne über meinem Haus sehe, schiesse ich sie ab”.
Mann muss sich diese Aussage mal zu Gemüte führen. Ein Mensch fühlt sich von einer Drohne so sehr bedroht, dass er mittels einer Waffe andere Menschen gefährden würde, um dieses ihn bedrohende Flugobjekt (Drohne) abzuschiessen.
Ich glaube hier prallt eine grosse Portion Boulvard(falsch)information, Unwissenheit und ein grosses Stück Unsicherheit zusammen. Anders kann ich mir nicht vorstellen, warum ein Mensch mit einer Schusswaffe droht, wenn es um das Thema Luftaufnahmen geht.
(Pers. Anmerkung: Das Schweizer Volk lehnte 2011 die Initiative ab, dass Armeewaffen nicht mehr Zuhause gelagert werden dürfen. Durch Armeewaffen sterben in der Schweiz jährlich ca. 300 Menschen.)
Drohne – ein bedrohender Begriff
Laut Wikipedia ist eine Drohne nichts anderes als ein unbemanntes Fahrzeug. Die meisten Leute kennen den Begriff Drohne jedoch im zusammenhang mit dem zweiten Weltkrieg. Zitat aus einer Studienarbeit von Richard Paul Unger: “Schon im zweiten Weltkrieg fanden in Massen produzierte “Drohnen” ihre Verwendung in kriegerischer Handlungen.”
Der oberste Datenschützer Thür und 20 Minuten berichten darum lieber von Drohnen als von unspektakulären Begriffen wie “Multikopter” oder “Quadrokopter”. Gegner von Kernkraftwerken sprechen ja auch lieber von Atomkraftwerken als von Kernkraftwerken. Das tönt viel gefährlicher.
Ein Spielzeug für Kinder oder für Erwachsene?
Auf der Verpackung meines DJI Phantom steht ganz klar ab 18 Jahren. Das hat durchaus seine Berechtigung, genauso wie man Feuerwerk nur an Erwachsene verkaufen darf. Ein Flugobjekt egal welcher Art kann bei unsachgemässer Handhabung sehr rasch gefährlich werden. Genau so wie eine 1. August Rakete. In den Händen vernünftiger Erwachsener sind beides tolle “Männerspielzeuge” die vielt Spass bereiten. Leider gibt es immer auch ein paar unvernünftige und unvorsichtige Menschen die jegliche Sicherheitsaspekte ignorieren.
Gefährlich?
Ein ausser Kontrolle geratenes Flugobjekt jeglicher Art kann zu sehr gefährlichen Verletzungen führen. Trotzdem passieren im Verhältnis zu der Menge der betriebenen Flugobjekte relativ wenig. Jeder Unfall ist trotzdem ein Unfall zu viel. Das gilt aber auch bei ‘Unfällen’ mit der Armeewaffe.
Die DJI Phantom hat eine Funktion welche die Sicherheit gegenüber “erst Generation” Geräten massiv erhöht. Sollte mal die Fernbedienung ausfallen oder der Quadrokopter ausser Funkreichweite geraten, fliegt das Gerät dank GPS wieder an seine Ausgangsposition zurück.
Bei starkem Wind oder schwachen Batterien, grossen Menschenansammlungen usw. sollte der Pilot vernünftig genug sein und auf einen Flug verzichten. Damit wird das Risiko bereits auf ein Minimum reduziert.
Filmen und Fotografieren aus der Luft – DATENSCHUTZ!
Das aktuelle Kernthema (weshalb einige ihre Waffe aus dem Schrank holen würden) ist jedoch die Luftaufnahme. Die Medien und der Datenschützer Thür schreiben hier von Spionieren (nicht von Fotografieren oder Filmen). Auch hier ist das Thema Spionage viel brisanter und lässt viele erschaudern. Die Amis spionieren, die Russen spionieren, die Israelis spionieren und der Nachbar spioniert.
Ich bin also durch den Kauf meines Quadrokopters von DJI ein kleiner Mossad Agent geworden. Krass.
Natürlich kann man mit Minikameras bestückten Koptern ganz schön was sehen. Und wie bei vielen Dingen gibt es sicher auch einige Kopterbesitzer welche dies schamlos missbrauchen. Quervergleiche zähle ich jetzt keine auf…
Gemäss aktueller Gesetzeslage verstossen mindestens 95% der schweizer Webcams gegen geltendes Gesetz! Die meisten Fotos auf Facebook, Twitter und Co. und viele Filme auf Youtube verstossen gegen das geltende Schweizer Datenschutzgesetz. Das ist keine Entschuldigung für den Missbrauch von Luftaufnahmen, es soll jedoch die Brisanz, ein paar Tausend Luftaufnahmen zu ein paar Milliarden Fotos und Filme, in Relation stellen.
Wie mir ein Fachmann für Urheberrecht und Datenschutz vor kurzem schrieb, ist bereits das überfliegen und fotografieren von Privatgrundstücken verboten. Von der Veröffentlichung solcher Bilder ganz zu schweigen.
Ein neues Gesetz – DIE Lösung?
Eine Initiantin erreichte vor kurzem, dass in der Schweiz keine Delphine mehr gehalten werden dürfen. Löwen, Elephanten und andere Wildtiere sind jedoch (noch) erlaubt. Bären dürfen sogar abgeschossen werden. Womit wir wieder beim schiessen wären.
Ein Gesetz welches das Fotografieren aus der Luft regeln würde, wäre genau so abstrus, diskriminierend und einseitig wie das neue Delphinverbot.
Es braucht auf jeden Fall neue Regeln und Richtlinien zum Thema Urheberrecht, Datenschutz, Schutz der Privatsphäre usw. Doch bitte in einer praktikablen und akzeptablen Form welche den Fotografierenden und den zu Schützenden gerecht wird.
Dabei sollte man auch die Bilder in den Medien unter die Lupe nehmen. Ich meine die Bilder von mordenden Soldaten, tödlich verunglückten Menschen, aus brennenden Häuser stürzenden Menschen, im Bikini badende Stars und Sternchen und solche Bilder. Dann alle die sich über Luftaufnahmen von ihrem Haus stören, werden sich bestimmt auch über die reisserischen Medienbilder stören. Oder liege ich da falsch?
Vernunft
Bis dahin kann ich nur an die Vernunft der glücklichen, fotografierenden und filmenden Multikopter Besitzer appellieren. Bitte seid vernünftig, haltet die Hersteller-Sicherheitsrichtlinien ein. Filmt nicht was Euch selbst stören würde, zoomt nicht ins Schlafzimmer des Nachbarn rein. Verkleinert im Zweifelsfall die Aufnahme so dass man nicht zu viele Details sieht. Und wenn die Nachbarin oben ohne sonnenbadet, dann macht doch einen grossen Bogen mit der Drohne und fotografiert einen schönen See oder sonst was in der Gegend 🙂
In dem Sinne viel Spass und vielen Dank für die vielen Besucher und Interessenten zum Thema Drohne / Oktokopter / Multikopter oder wie auch immer genannt.
4 Kommentare
Mit Bitten an Anwender neuer technischer Möglichkeiten wurde noch nie etwas erreicht: was geht wird auch gemacht.
Bisher konnte man sich durch hohe Mauern/Zäune etc. vor Ausspähung schützen.
Wer darüber lugte, konnte je nach Staat schon belangt werden (Paparazzi z.B.)
Wenn ein schneller Drohnen-Zugriff erfolgt kann man sich nicht wehren – und wenn die Bilder im Netz sind, sind sie es für immer(!) und die Privatspähre im Eimer. Niemand kann vorhersehen, was mit diesen Informationen einmal angestellt wird.
Deswegen verstehe ich die Lupara-Schützen sehr gut: wehret den Anfängen.
Wer schießt einen Heißluftballon über einem Privatgelände ab? Sind es die gleichen Leute die ein Flugmodell ( Kopter ) abschießen? Wissen diese Leute überhaupt, wieviel aus Heißluftballone fotografiert und gefilmt wird. Man kann auch mit Kanonen gegen Spatzen schießen. Im Übringen ist das eine strafbare Handlung und wird bestraft.
wo gibts Kanonen?
Die selben Leute die eine Drohne (sorry das Wort geht mir auf den Geist, nachfolgend nur noch Kopter genannt :-)) abschiessen würden, sind die selben die sich auf Facebook und Co. selbst zur Schau stellen inklusive ihrer Kinder und Freunde sowie Bekannte. Selbst redend fragen sie vermutlich vor der Veröffentlichung nicht nach ob diejenigen Personen einverstanden sind damit.Es ist heute einfach irgendwie normal geworden. Und ja, ich habe einen Kopter sogar mehrere!!! Und nein ich habe gar kein Facebook und Co :-)))))
Kopterpiloten last Vernunft walten und seit anständig und die anderen etwas Toleranz bitte.