Mittlerweile gibt es viele Hausautomatisierungslösungen auf dem Markt. Nicht leicht den Überblick über die verschiedenen Technologien zu behalten.
digitalSTROM
Dank einer Einladung von digitalSTROM AG nach Schlieren ZH durfte ich gleichnamiges Hausautomatisierungssystem “digitalSTROM” näher kennenlernen. CEO Martin Vesper erklärte persönlich die Funktionsweise von digitalSTROM, vom Interesse der CES Las Vegas Besucher an diesem Deutsch/Schweizerischen HiTech Produkt wie auch von den Visionen, wie Hausautomatisierung in der Zukunft aussehen könnte.
Was ist Hausautomatisierung?
Ziel einer Haussteuerung ist es verschiedenste Abläufe zu automatisieren und zu vereinfachen. Dabei soll der Energieverbrauch (Strom, Heizöl) optimiert und gesenkt werden. Das kann zum Beispiel so aussehen:
Man verlässt das Haus. Die Haussteuerung löscht automatisch alle Lichter, senkt die Raumtemperatur ab, lässt die Storen herunter und aktiviert die Alarmanlage. Ein Lichtsteuerprogramm schaltet nach dem Zufallsprinzip Licht an und ab. Das soll Einbrecher abschrecken.
Die Sonne scheint und die Zimmer erhitzen sich. Die Haussteuerung aktiviert die Klimaanlage und fährt gleichzeitig die Storen in herunter. Über das Internet informiert sich das System über das Wetter. Ziehen in den nächsten Stunden Wolken auf, wird nicht so stark abgekühlt weil es draussen bald wieder etwas frischer wird. Kündigt sich Hagelwetter an werden die Storen hochgefahren um Hagelschäden zu vermeiden.
Man ist unterwegs und nicht mehr sicher ob die Alarmanlage eingeschaltet ist. Per Smartphone verschafft man sich einen Überblick über Alarmzustand, Storen und Fenster. Bei bedarf korrigiert man von Unterwegs die Einstellung. Auf dem Nachhauseweg schaltet man schon mal die Sauna ein usw.
Das sin nur ein ganz wenige Beispiele. Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt. Weitere Anwendungsbeispiele >>>
Was ist digitalSTROM
digitalSTROM kann Licht, Haushaltsgeräte, Heizungen, Türen, Storen und vieles mehr steuern. Den Stromverbrauch der einzelnen Geräte wie auch den gesamten Haushaltsstrom messen und überwachen. Das besondere an dieser Lösung ist, dass die Daten über die vorhandenen Stromkabel übermittelt werden. Es sind keine zusätzlichen Kabel nötig. Probleme mit Funkstörungen sind ein Fremdwort. Auch ein vorhandenes Netzwerk über das Haus Stromnetz (PowerLAN) kann der Kommunikation der bunten Lästerklemmen nichts anhaben.
Die Technologie wurde ursprünglich von einem Schweizer- und einem Deutschen-Professor an der ETH Zürich entwickelt.
Jede digitalSTROM Komponente hat eine weltweit eindeutige Kennung. Wird ein Gerät in einen Stromkreis eingebaut, muss das Haussystem dieses einmalig im Netzverbund zulassen. Dadurch wird sichergestellt, dass sich keine unerwünschten Komponenten ins System einschleichen. Sicherheit und Störungsfestigkeit sind ein wichtiger Aspekt. Die digitalSTROM Anlage gilt abgesehen von der Internetanbindung als sehr sicher. Besteht eine Verbindung zum Internet (was absolut Sinn macht) muss man die nötigen Vorsichtsmassnahmen ergreifen, wie bei jedem anderen Netzwerk System auch. Also Firewall installieren, über VPN kommunizieren, sichere Passwörter verwenden usw.
Das Herz der Anlage
Wenn auch nicht zwingend notwendig, empfiehlt sich die Verwendung eines digitalSTROM Servers. Dieser wird im Stromkasten bei der Haus-Stromverteilung installiert. Diesen kann man mit dem Hausnetzwerk und bei Bedarf auch dem Internet verbinden. Dadurch lässt sich das Haus nebst den fest programmierten, logischen Abläufen individuell per Smartphone (es gibt diverse Apps, Gratis), Tablet und Computer steuern. Man kann die Zustände (Temperatur, Licht ein/aus usw.) abfragen, Komponenten (Heizung, Garagentor, Licht usw.) schalten und regeln. Nebst dem Server benötigt es pro Stromkreis (Phase) je ein Filter und optional je ein Strommeter. Es wird kein stromfressender PC oder Server benötigt.
Schnittstelle zur Welt
digitalSTROM hat sogenannte offene Schnittstellen. Das bedeutet, Fremdanbieter können ihre Gräte entweder mit digitalSTROM Chips bestücken oder Lösungen programmieren, welche mit dem digitalSTROM Server kommunizieren.
“nest” (2014 von Google aufgekauft) ist einer der grossen Raumthermostaten Anbieter in Amerika. Für “nest” beginnt die Raumtemperatur Regelung dort wo sie bei den anderen endet. “nest” und digitalSTROM können z.B. problemlos miteinander verbunden werden.
Die eigentliche Technologie von digitalSTROM ist jedoch nicht offen und nicht lizenzierbar. Fremdhersteller kaufen entweder den Chip bei digitalSTROM oder bauen eine der verfügbaren Funktions-Lüsterklemmen in ihr Gerät ein. Alternativ kann man Applikationen programmieren welche mit der offenen Schnittstelle kommunizieren.
Blick in die Zukunft
An der CES Las Vegas präsentierte digitalSTROM AG einen interessanten Ansatz, wohin sich die Hausautomatisierung in der Zukunft bewegen kann.
In Schlieren präsentierte uns CEO Vesper diese Vision live. Er zeichnete auf einem Whiteboard je ein Dreieck das nach oben resp. unten zeigt. Hält man die Hand vor eines der Dreiecke geht die Sonnenstore nach oben oder unten.
Die Gestik wird dabei von einer ‘simplen’ Kinect Steuerung (welche Microsofts Xbox 360 und die neue Xbox One bedient) erfasst, gedeutet und als Steuerbefehl an den digitalSTROM Server weiter geleitet.
Zur weiteren Verdeutlichung zeichnete Vesper danach einen Kreis. Als er die Hand vor den Kreis hielt und eine Fast machte, setze sich die installierte Dornbach Duschkabine in Gang und es begann zu plätschern. Natürlich konnte er die Dusche mit einer weiteren Gestik wieder abschalten ohne einen Tropfen Wasser abzukriegen.
Diese Demo soll aufzeigen, dass es in Zukunft noch viele Möglichkeiten geben wird wenn es um das Thema Hausautomatisation geht. digitalSTROM möchte mit solchen Visionen insbesondere Peripherie Hersteller zu neuen Ideen anstiften.
Für Neubau oder Nachrüstung geeignet?
In diversen Foren herrscht scheinbar die Meinung, dass diese Lösung vor allem für Nachrüstungen geeignet sei. Ich sehe jedoch keinen Grund, warum sich digitalSTROM nicht für einen Neubau eignen sollte. Zielgruppe für eine Hausautomatisierung mit den farbigen Lüsterklemmen sehe ich bei preisbewussten Haus- und Wohnungseigentümern wie auch bei Mietern! Man kann ein Haus oder eine Wohnung nachträglich mit relativ wenig Aufwand digitalisieren. Mieter können beim Auszug die Komponenten vom Elektriker einfach wieder entfernen lassen. Wichtig, die Installation soll nur durch geschulte Elektriker stattfinden. Man arbeitet hier mit 230 Volt!
Kosten
Wer sich für eine Hausautomatisierung interessiert wird unweigerlich auch mit den Kosten konfrontiert. Was kostet eine digitale Haussteuerung?
Diese Frage lässt sich natürlich nicht mit einer festen Zahl beantworten. Denn die Möglichkeiten sind sehr vielfältig und die Bedürfnisse sind ebenso unterschiedlich. Man muss sein Haus nicht auf einen Schlag vollautomatisierten. Gerade bei dieser Technologie kann man das System nach und nach ausbauen und die sogenannten Szenen (zusammenhängende Abläufe bei einem Ereignis) weiter entwickeln.
Trotzdem mal ein Ansatz:
Die Grundausrüstung um ein Haus (oder eine Wohnung) mit drei Stromkreisen zu automatisieren liegt bei rund 1’550 CHF. Ohne Elektroinstallateur und Planer Kosten.
Dazu kann man pro Gerät, Lampe, Schalter, Store etc. die man automatisieren möchte mit rund 115 CHF rechnen. Bei einer Einsteiger Bestückung würde ich mal so um die 25 Aktoren/Sensoren rechnen. Das wären dann zusätzlich 3’000 CHF. Eine luxuriöse Hausautomatisierung benötigt schnell mal um die 200 Aktoren / Sensoren oder mehr. Da reden wir dann über Kosten in der Höhe von über 23’000 CHF.
Somit entsteht ein Bandbreite von 4’000 CHF für eine Einsteiger Lösung und kann je nach Ideen und Bedarf wohl 50’000 CHF weit übersteigen.
Preisübersicht und Rechenbeispiele von digitalSTROM für die Schweiz >>>
Preisübersicht und Rechenbeispiel von digitalSTROM für Deutschland >>>
Fazit
Es ist gar nicht so einfach über das Thema Hausautomatisierung zu schreiben. Es gibt noch so viel mehr dazu zu erzählen.
Wer eine Hausautomatisierung in Betracht zieht, sollte sich die digitalSTROM Lösung unbedingt auch anschauen. Am besten lässt man sich die Lösung von einem digitalSTROM Vertragspartner demonstrieren.
Professionelle Hausautomatisierung hat ihren Preis. Wer eine zuverlässige Anlage sucht sollte sich an den professionellen Lösungen orientieren und sich ausführlich beraten lassen. Wer technisch versiert ist kann sich auch die günstigeren Hobby Systeme anschauen. Dabei muss man aber einiges an Zeit investieren und sich ausführlich mit der Materie auseinander setzen. Zudem sollte man die eine oder andere Störung erwarten und in Kauf nehmen. Laien sollten daher von self made Systemen absehen.
Es gibt zig praktische aber auch coole und luxuriöse Ideen und Anwendungen. Wer aus idealistischen Gründen Energie sparen möchte oder wer sein Leben einfach noch ein bisschen luxuriöser machen möchte wird an digitalSTROM seine grosse Freude haben.
2 Kommentare
Ich finde es sehr gut, dass der Stromverbrauch mit dieser Technik so gut überwacht werden kann. Wir planen gerade eine neue Produktionshalle und möchten bei der technischen Gebäudeausrüstung Effizienz walten lassen. Dazu gehört natürlich mehr, als Strom zu sparen.
Hi, Vielen Dank für den Beitrag! Gut auf den Punkt gebracht. Ich überlege auch schon seit einiger Zeit wie ich das mit der Atomatisierung am Besten hinbekomme.