Wenn das Gotti Besuch vom Göttibueb und seiner Schwester bekommt, dann macht man sich vorab bereits Gedanken für ein Beschäftigungsprogramm. 🙂 Zu unserer Überraschung wurde aus Conny-Land, Technorama und weiteren Ideen das Basteln mit Ytong Steinen ausgesucht. Aus früheren Versuchen Ytong Skulpturen zu bauen, wusste ich bereits wie man sich auf solch ein Bastelprojekt vorbereitet.
Natürlich benötigt man ein paar Ytong (Porenbeton) Steine dazu. Wer nicht vom letzten Bauprojekt ein paar Steine rumliegen hat, bekommt diese in jedem besseren Baumarkt oder Baustoffhandel. Je nach geplanter Grösse der zu entstehenden Objekte kauft man dickere oder dünnere Steine. Ein einzelner Ytong Stein kostet nur wenige Franken.
Bevor man sich auf den Weg zum Baumarkt macht lohnt sich ein Blick in die Werkzeugkiste. Für die Bearbeitung von Ytong eignen sich viele Werkzeuge die man in einem normalen Haushalt bereits verfügbar hat. Wenn noch was wichtiges fehlt darf man hier mal richtig sparen und das günstigste vom günstigsten kaufen. Die Ansprüche an das Werkzeug sind nicht hoch.
Was ich empfehlen kann
- Grobe Rundfeile, Halbrundfeile und Flachfeile
- Ein paar feine Feilen können hilfreich sein, sind aber nicht zwingend notwendig
- Stechbeitel, Spachtel in verschiedenen Grössen, Ahle oder einfach ein paar Schraubendreher
- Holzsäge, Fuchsschwanz, Elektro Fuchsschwanz oder ähnliches
- Hammer
- Maasstab, Bleistift und evt. ein Stahl-Winkel
- Bohrmaschine mit ein paar alten Bohrern und cool wäre ein Löchsäge Set
- Kinderhandschuhe und Schutzbekleidung oder zumindest alte Kleider
- Abdeckmaterial für den Tisch und evt. Boden
- und zu guter Letzt viel Lust und Spass 🙂
Pädagogisch wertvoll
Im Zeitalter von TV, Smartphone, Facebook und Co. bietet das Basteln mit Ytong für Kinder gleich viele wichtige Erfahrungen. Es fordert etwas Kreativität, fördert die Handfertigkeit, benötigt Geduld und bietet Enttäuschung (wenn was nicht klappt) und Freude (wenn man es geschafft hat) und noch vieles mehr. Eine Erfahrung die z.B. Facebook in der Form nicht bieten kann.
Klein anfangen
Bei den ersten Versuchen sollte man nicht gerade die komplexesten und grössten Objekte ins Auge fassen. Denn das kann schnell dazu führen, dass die Kinder den Spass verlieren oder frustriert sind weil sie ihr Ziel nicht erreichen. Da Severin und Melina jedoch auch Zuhause sehr viel basteln und handwerken machten wir uns diesbezüglich keine grossen Gedanken. Ein paar Ideen konnten sie sich im Garten anschauen und im Internet zeigten wir ein paar Beispiele was man so alles machen kann.
Für erste Ideen bei Google nach "ytong skulpturen für kinder" suchen.
Vorbereitung
Bevor es richtig los ging, deckten wir den Gartentisch grossflächig ab. Ytong Steine bearbeiten ist sehr staubig!
Als erstes suchen sich die Kinder natürlich die grössten Skulpturen aus. Da sollte man mit etwas Überzeugungskraft zu den kleineren, einfacheren Objekten motivieren. Grosse Objekte bedeuten nämlich sehr viel absägen und sehr lange feilen. Doch Kinderhände mögen noch nicht zwei Stunden am Stück durchfeilen. Das ist anstrengend und braucht sehr viel Geduld.
Tipp
Am besten mit einem Teelicht, Unterteller, Buchstaben, einer Kugel oder etwas ähnlichem starten. Es dürfen ja durchaus auch mehrere Skulpturen werden und diese müssen auch nicht unbedingt eine Funktion oder Bedeutung haben.
Es geht los
Melina und Severin griffen sehr selbstbewusst zu den verschiedenen Werkzeugen und starteten gleich mit der Bearbeitung kleiner Ytong Blöcke. Wir hatten diverse Abschnittstücke von früher, die sich dafür bestens eigneten. Wenn man neue Ytong Bausteine gekauft hat, werden diese einfach in ein paar kleine Stücke zersägt.
Zuerst die grobe Arbeit
Ytong bearbeiten ist im ersten Schritt eine ‘grobe’ Arbeit. Es wird gesägt, gemeisselt und geklopft. Diese Arbeiten muss man unbedingt beaufsichtigen. Die Kinder sollen das Werkzeug richtig in den Händen halten und beim Hämmern und sägen nicht in der Gegend herum gucken. 🙂 Handschuhe zum Schutz sind sicher von Vorteil. Gerade das Sägen ist für die Kinder nicht so einfach. Hier muss man zwischendurch auch mal selbst Hand anlegen.
Melina startete gleich mit einem etwas grösseren Ytong Stein. Doch nach etwa einer Stunde hatte ihr Ei schon eine tolle Form und es ging an die Löcher welche Platz für ein Teelicht und zwei kleine Pflänzchen bieten sollen.
Severin bekam bei den etwas schwereren Arbeiten zwischendurch auch Hilfe von Melina. Severin bastelte sich als erstes ein Doppel-Teelicht.
Löcher in Ytong Steine machen
Wie solche Teelicht oder Design-Löcher im Ytong entstehen möchte ich hier etwas detaillierter beschreiben.
Es gibt Löchsäge-Sets die an handelsübliche Bohrmaschinen passen. Die enthalten fünf bis zehn unterschiedlich grosse Kreissägeblätter. Als erstes wird entschieden wie gross das Loch werden soll. Alle Sägeblätter werden vom Halter entfernt…
… und das ausgesuchte Sägeblatt wird am Halter festgemacht.
Nun wird es kreativ. Man kann runde Blöcke aussägen die nachher zu Teelichtern, Serviettenringen oder anderem verarbeitet werden. Reicht die Säge nicht durch den Klotz, kann man von der anderen Seite weiter sägen. So ist es Möglich Bohrungen bis zu 7cm Dicke vorzunehmen.
Achtung
Bei solchen Löchern kann sich die Lochsäge gerne verhaken. Dadurch gibt es einen Schlag auf die Bohrmaschine oder der Ytong Block dreht sich schlagartig. Diese Arbeit muss daher unbedingt von erwachsenen Personen durchgeführt werden.
Für die Teelicht Löcher bohrt man nur etwa 2cm tief. Daraus entstehen dann so lustige Ringe. In der Mitte hat es zudem ein Loch. Dieses entsteht vom Zentralbohrer der Lochsäge. Die entstandenen Ringe und Löcher können auch für weitere Ideen inspirieren.
Nun haut man mit dem Stechbeitel zuerst ein Kreuz in den inneren Teil. Nach und nach schlägt man etwas fester drauf. Plötzlich brechen grössere Teile im Innern ab.
Am Boden entstehen dabei Unebenheiten. Damit das Teelicht später schön gerade auf liegt arbeitet man nun noch die Feinheiten aus. Mit dem Stechbeitel oder einem Schraubendreher reibt man den Boden langsam flach.
Bei grösseren Löchern hilft auch ein Spachtel beim abflachen des Bodens. Damit die Kanten nicht kaputt gehen muss man hier etwas vorsichtig arbeiten. Sollte trotzdem eine Kante abgehen, kann man diese durchgehend etwas abfeilen und schon ist das kleine Unglück behoben.
Drei Stunden später …
Hier stehen die stolzen, jungen Künstler vor ihren neu erschaffenen Werken. Ein paar Werkstücke haben sich noch von meiner Frau und mir darunter gesellt. 🙂
Für Tag 1 war das genug Arbeit. Danach ging es ans aufräumen und putzen. Für Tag 2 planten wir unsere Skulpturen noch anzumalen. Was für ein Spass.
Ich spülte am Abend noch den Staub aus den Poren unserer Werke damit später die Farbe besser an dem porösen Ytong hält.
Kinder mögen es bunt
Am Sonntag deckten wir den Tisch mit einer Folie ab. Voll motiviert gingen die Kinder nun ans anmalen. Es hätte wenig Sinn gemacht noch am Vorabend die Steine zu bemalen. Wenn es zu viel wird, dann verlieren sie Spass und Elan. Doch am Sonntag konnten Sie es kaum erwarten ihre Ytong Steine zu bemalen.
Das Material
Am Samstag kaufte ich vier verschiedene Abdeckfarben, ein paar Pinsel, Farbmisch-Schalen und Handschuhe.
Passende Farbe
Zuerst suchte ich in der Bastelabteilung nach geeigneter Farbe. Die Tuben waren dort jedoch sehr klein und dazu auch teuer. So versuchte ich es in der Farbabteilung, wo ich schlussendlich fündig wurde. Diese Voll- und Abtönfarbe ist für Indoor und Outdoor geeignet. Also entschied ich mich für diese 3.95 CHF Farbtuben.
Mit Klebband abdecken
Ein wichtiges Hilfsmittel beim Malen ist das Malerklebeband. Damit kann man Flächen abdecken und dadurch gerade Trennlinien beim bemalen erreichen.
Die Farbe hält erfreulich gut an dem Ytong. Jedoch saugt Ytong ziemlich auf und so muss man grosszügig die unverdünnte Farbe auftragen.
Diese Deckfarben sind so effizient, dass unsere Kinder-Kunstwerke rasch bunt werden. Tisch, Kleider und Ytong sind nun bunt bemalt. 🙂
Nach einer Stunde sind schon fast alle Ytong Steine bemalt.
Die Farbe trocknete im Nu. Nach nur zwei Stunden war die meiste Farbe ausgetrocknet.
Und so beendeten wir die zweite Bastel-Runde gegen Mittag. Die aufräum’Arbeiten waren dann nicht mehr so begehrt wie das bemalen. Kann ich irgendwie verstehen. 🙂
Die Kinderkunstwerke wurden danach zum Abtransport in eine Kartonschachtel verpackt. Darum folgen nun noch ein paar Objekte die ich zwischendurch selber erstellte.
Fazit
Es hat riesig Spass gemacht. Für Jung und Alt. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich bei einem nächsten Besuch von Severin und Melina nochmals ein paar Ytong Bausteine aus dem Keller holen werde. 🙂
Probiert es selbst mal aus. Ob Klein oder Gross, Jung oder Alt. Es macht viel Spass (und ein ganz kleines bisschen eine Sauerei) und ist für warme, regnerische Tage perfekt geeignet. Am besten ist es, wenn man draussen arbeiten kann oder in einer Werkstatt oder Garage. Vielleicht ist es der Einstig in ein neues Hobby! Man kann mit einfachen Körpern starten und sich nach oben fast unendlich steigern.
Viel Spass
1 Kommentar
Kann ich auch